Führung

Management by Oxygen – oder was gute Führung mit Sauerstoff zu tun hat

istockphoto/ pamela burley

Sie sind jetzt sicher irritiert. Was hat gute Führung mit Sauerstoff zu tun? Sollen Sie als Chef jetzt auch noch für gute Luft sorgen? Sie haben ohnehin schon genug am Hals.

Seit Wochen recherchiere ich über Google Alerts den Suchbegriff „Gute Chefs“. Erstaunliches fördert man da zu Tage. Der häufigste Kündigungsgrund für Mitarbeiter ist der unmittelbare Vorgesetzte. Oder: Wenn ein Vorgesetzter die Abteilung wechselt, nimmt er den Krankenstand aus der alten Abteilung mit. Oder auch gut und ganz aktuell: Kaum Interesse an guter Führung.

„Schlechte Personalführung werde toleriert, sofern das operative Ergebnis des Unternehmens stimme, sagte Carsten Steinert, Professor für Personalmanagement an der Hochschule Osnabrück. „Der Stellenwert der Personalführung ist gering“, betonte der Wissenschaftler. Eine Folge seien „innere Kündigungen“ von Mitarbeitern, was für Unternehmen mit immensen Kosten verbunden sei.“ Weltonline 14.8.2011

Ich glaube schon, dass die Autoren Recht haben. Die meisten Chefs nehmen sich gar nicht die Zeit, über ihre Wirkung auf Mitarbeiter nachzudenken.

Und dabei gibt es Unmengen von Literatur wie man ein guter Chef wird. Wer liest das eigentlich? Oder Führungskräfteseminare. Geht da überhaupt jemand hin?

Geht nicht sogar beides: Gute, oder gar sehr gute operative Ergebnisse und gute Chefs? Mir fällt in diesem Zusammenhang ein viel gelesenes Buch der Psychoanalytikerin Alice Miller aus den späten Siebzigern ein. Das Drama des begabten Kindes. Was ich aus diesem Buch mitgenommen habe: Häufig argumentieren Menschen die als Kinder geschlagen wurden damit, dass es ihnen nicht geschadet habe. Dem hielt Miller, die sich vehement gegen körperliche Züchtigung aussprach, entgegen, dass keiner dieser Erwachsenen wisse was aus ihnen geworden wäre, wenn sie keine Misshandlungen erlebt hätten. Ähnlich ist es mit Chefs die nicht gut führen. Man kann nur ahnen was es für eine Firma bedeutet, wenn die Führung richtig gut ist.

In diesen Tagen trauern viele über den Rückzug von Steve Jobs aus dem Vorstand von Apple. Was machte dieser Chef anders als andere Unternehmer?

Da ist zuerst die Leidenschaft. Und zwar die Leidenschaft für Computer. Und diese Leidenschaft machte er zum Beruf. Nicht der Verdienst stand im Vordergrund, sondern die Idee. Dass mit dieser Idee auch noch richtig viel Geld verdient wird, stört Steve Jobs sicher nicht. Meiner Meinung nach zu Recht.

Dann kommt der Blick für’s Team. Jobs braucht keine uniformierten Mitarbeiter, die sich gleichen wie ein Ei dem anderen. Er fördert Individualität, Talent und Leidenschaft. Personalrekrutierung bei Apple: Pirates! Not the Navy! Und jetzt stellen sie sich einfach mal ihr Unternehmen vor: Wenn dort alle mit T-Shirts, die diesen Aufdruck tragen, herumlaufen würden, wie würden sie sich da als Chef fühlen?Hätten Sie das Gefühl die Kontrolle zu verlieren?

Wenn man die talentiertesten Leute in sein Unternehmen bekommen möchte, dann gedeihen diese nur mit einem Maximum an Freiraum. Das zu erkennen gehört sicher auch zu den unternehmerischen Qualitäten eines Steve Jobs!

Aber auch andere sehr erfolgreiche Firmen haben erkannt, dass sie nur mit sehr guter Führung, sehr gute Ergebnisse erzielen.

Wenn Mitarbeiter Firmen verlassen nehmen viele Unternehmen dies billigend in Kauf. Dabei wäre es notwendig zu fragen warum Mitarbeiter nicht bleiben.

Google hat dies offensichtlich begriffen.

Mit dem „Projekt Oxygen“ hat Google die Bewertungen und Rankings der eigenen Führungskräfte analysiert, um die Frage zu beantworten was einen guten Chef ausmacht.

Das Ergebnis überrascht eigentlich nicht:

Mitarbeiter brauchen am meisten von ihren Chefs Zeit für persönliche Gespräche, Fragen, die helfen, Probleme zu lösen und echtes Interesse an den Mitarbeitern und ihrer Karriere. (siehe den Artikel „Google und das Projekt Oxygen“ bei Förster und Kreuz). Führungskräfte deren kommunikative Fähigkeiten schlecht bewertet werden bekommen ein Coaching. Wenn es trotzdem nicht besser wird, werden sie nicht befördert. Das ist konsequent.

Warum das Projekt Oxygen heißt, weiß ich nicht. Ich weiß nur: Gute Führung lässt Mitarbeiter durchatmen, lebendig und kreativ sein, schlechte Führung nimmt die Luft zum atmen. Wann starten sie in ihrer Firma durch mit „Führung à la google und apple“ ?

Vielleicht werfen sie einfach einen Blick in eines der begehrtesten Unternehmen für „Digital Natives“.

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Und wenn Sie weiterhin den Standpunkt vertreten, dass gute Führung nicht so wichtig ist, dann riskieren sie, dass sie die begabtesten, leidenschaftlichsten und kreativsten Köpfe unter den Digital Natives an diese Unternehmen verlieren. Wär doch irgendwie schade…

Zu diesem Artikel hat mich das Buch von Jay Elliot „iLeadership – Mit Charisma und Coolness an die Spitze“ und die Seite von Förster und Kreuz –zwei wunderbaren Querdenkern, die das Projekt Oxygen auf ihrer Seite vorstellen- inspiriert. (http://home.foerster-kreuz.com)

Weitere Literatur:

Jay Elliot, William L. Simon – Steve Jobs, iLeadership

Anja Förster, Peter Kreuz – Nur Tote bleiben liegen


Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann geben sie ihm –wenn sie schon bei google+ sind, ein Plus. Das würde mich freuen! Natürlich freue ich mich auch, wenn sie ihn ihrem Chef weiterempfehlen. Vielleicht ermutigt es ihn über das eigene Führungsverhalten nachzudenken.

Foto: istockphoto/ pamela burley

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

  1. Bisher kannte ich Oxygen hauptsächlich aus der Regeneration, Leben, unbedingt nötig heraus.
    Ist genau das gemeint, wenn man bei Googel von Oxygen spricht? Warum allerdings ausgerechnet die Führungskräfte unter diesem Begriff laufen, ist mir unklar. Für die Grundsubstanz hätte ich eher die Mitarbeiter gehalten

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