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Mit positiver Psychologie zur Arbeit

Fotolia © Minerva Studio
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Sicher haben Sie sich gewundert, weshalb ich noch keinen Neujahrsartikel geschrieben habe. Das neue Jahr begann bei mir mit vielen Aufträgen und ich hatte noch keine Muße meine Gedanken zu ordnen. Ich würde Ihnen jedoch gerne die „Positive Psychologie“ ein wenig näherbringen, weil ich glaube, dass Sie davon auch für Ihre Arbeit profitieren können. Zu den von mir hoch geschätzten Psychologen gehört Martin Seligman. Er begleitet mich schon viele Jahre bei der Arbeit, wenn auch nicht persönlich, so doch mental. Seligman wurde mit seinem Konzept der Erlernten Hilflosigkeit bekannt. Er forschte viele Jahre zur Depression und kam irgendwann zu dem Schluss, dass es nicht sinnvoll ist, wenn sich Psychologen nur auf Menschen konzentrieren die bereits krank sind, sondern dass es lohnend sein könnte, zu schauen was diejenigen machen, die gesund bleiben.

Was ist Positive Psychologie

Er entwickelte eine Theorie zur Förderung positiver Emotionen. Gesunde Menschen verstehen es selbst die positiven Emotionen zu erzeugen. Ein Beispiel: Ich habe einen ausgesprochen lustigen Sohn. Für mich immer wieder ein Phänomen. Er liest keine Krimis, schaut sich auch keine Thriller an, viel eher sucht er sich lustige Filme und Geschichten und hat Spaß dabei. Als er noch klein war, hat er sich ein Witzebuch angelegt, in dem er alle Witze aufschrieb, die ihn zum Lachen brachten. Von mir hat er das nicht…

Seligman macht eigentlich nicht so viel anderes. Nur eben ein bisschen wissenschaftlicher. Die Kernthese seiner Forschungen ist: Build what is strong. D.h. sehr frei übersetzt: Setze Deine Stärken täglich ein. Die meisten Menschen konzentrieren sich auf das was sie nicht können und versuchen darin besser zu werden. Das ist mühsam und weniger effektiv.

Values in Action (VIA)

Nun wäre es nicht schlecht, wenn Sie Ihre Stärken kennen. Die meisten Menschen sehen nicht, was sie gut können, weil es ihnen selbstverständlich erscheint und weil sie es deshalb nicht als Stärke wahrnehmen. Deshalb sollten Sie zuerst ihre persönlichen Stärken mit einem Fragebogen erheben. Sie finden den Fragebogen auf der Seite der Uni Zürich, er heißt Values in Action (VIA).
Ich habe den Fragebogen vor vielen Jahren gemacht. Nun könnte man meinen, Psychologen kennen sich schon ein wenig, trotzdem war ich überrascht. An erster Stelle steht die „Liebe zum Lernen“ dicht gefolgt von „Hoffnung“ und „Kreativität“, sowie „Tapferkeit“ und „Enthusiasmus“.

Wende ich diese Stärken auf den Arbeitskontext an, dann sieht das wie folgt aus:

Liebe zum Lernen:

Wenn ich bei der Arbeit keine Gelegenheit habe, etwas Neues zu lernen, suche ich mir meine eigenen Fortbildungen, um zufrieden zu bleiben.

Hoffnung:

Trotz widriger Umstände die jeder im Laufe eines Erwerbslebens erlebt, gelingt es mir immer wieder Hoffnung zu entwickeln, Dinge die mich stören zum Besseren wenden zu können.

Kreativität:

Ich will und muss kreativ arbeiten. Wenn ich in Routinen versinke, macht mich das unzufrieden. Meine Arbeit erlaubt mir nur eingeschränkt mein kreatives Potenzial zu leben, deshalb blogge ich, habe eine Praxis, gestalte Seminare, suche mir spannende Veranstaltungen mit interessanten Menschen….

Tapferkeit:

Es gelingt mir leicht zu meinen Überzeugungen zu stehen und auch dysfunktionale Strukturen offen anzusprechen. Dies hilft auch anderen bei der Arbeit nicht alles als gegeben hinzunehmen, sondern für Verbesserungen im Miteinander einzutreten.

Enthusiasmus:

Ich kann für viele Themen große Begeisterung entwickeln und damit auch bei der Arbeit andere anstecken.

Stärken im Arbeitskontext einsetzen

Wenn Sie den Fragebogen ausgefüllt haben, sollten sie die Ergebnisse ausdrucken und sehr gezielt die ersten fünf Stärken bei der Arbeit einzusetzen lernen.

Ich weiß, dass fällt im ersten Moment nicht leicht, deshalb sollten Sie sich den Fragebogen an einen Platz legen, wo Sie ihn immer wieder zur Hand nehmen können. Ich kann mir meist nur die Hauptstärke merken, die anderen muss ich mir immer wieder vergegenwärtigen. Nun sollten sie in den nächsten Wochen und Monaten nach Gelegenheiten suchen, wie sie die Stärken einsetzen können. Das ganze hört sich banal an, erfordert jedoch schon ein wenig Disziplin und Selbstaufmerksamkeit. Wenn Sie sich dabei helfen lassen wollen, laden Sie sich die App „LiveHappy“ von Sonja Lyubomirsky auf Ihr Smartphone und orientieren Sie sich dort an den Übungen. In einem früheren Artikel habe ich diese App bereits beschrieben.

Die Methoden der Positiven Psychologie sind einfach einzusetzen, wirken manchmal banal, sind jedoch in Ihrer Wirkung großartig. Sie funktionieren nur mit Übung und wie immer mit Geduld. Sie setzen voraus, dass Sie bereit sind, Verantwortung für sich zu übernehmen und nicht im Jammern versinken.

Wenn Sie Lust haben, teilen Sie mir Ihre Erfahrungen mit. Natürlich freue ich mich auch wenn Sie den Artikel teilen! Er könnte anderen helfen, etwas von der Schwere, die er oder sie bei der Arbeit empfindet, zu nehmen.

Literatur und Onlinekurs

Wenn Sie mehr über positive Psychologie wissen möchten empfehle ich:

Flourish

„Flourish – Wie Menschen aufblühen“ von Martin Seligman

 

 

Demnächst startet ein kostenloser MOOC von Barbara Fredricksen auf der Online-Plattform Coursera, allerdings in Englisch, zum Erlernen der Elemente Positiver Psychologie. Sie finden den Kurs hier: Coursera

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