Allgemein Burnout Resilienz

Mit Resilienztrainings Burnout in Unternehmen verhindern

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Ich bin immer wieder überrascht weshalb es einfach nicht gelingen will die Burnout-Raten zu senken. Dabei bietet das Resilienzkonzept eine echte Lösung an. Mitarbeiter in Unternehmen können resilientes Verhalten  lernen und damit aktiv bei der Vermeidung eines Burnout unterstützt werden. Dazu brauchen Sie allerdings Anleitung. Um besser zu verstehen was sich hinter dem Resilienzkonzept verbirgt, hier ein Übersichtsartikel aus meinem Seminar

Resilienz – seelische Widerstandsfähigkeit bei  Mitarbeitern fördern

1. Was ist Resilienz?

In den vergangenen Jahrzehnten wurde in der Psychologie der Fokus in erster Linie auf dysfunktionales Verhalten gelegt. Es wurden Menschen behandelt und erforscht, die mit ihrem Leben nicht zurechtkamen.

Als Michael Rutter 1979 einen Artikel über „protektive Faktoren in den Reaktionen von Kindern auf Stress und Benachteiligung“ veröffentlichte, war dies noch eher ungewöhnlich. Er merkte hierzu an: „Es besteht eine bedauernswerte Tendenz sich hoffnungslos auf die Probleme der Menschheit zu konzentrieren, sowie auf alles das was falsch laufen kann.

Da es jedoch immer wieder Menschen gab, die trotz kritischer Lebensereignisse in der Lage waren, sich an widrige Umstände anzupassen und diese konstruktiv zu bewältigen, sprach man von unverwundbaren, unbesiegbaren oder unverwüstlichen Kindern oder Menschen. Man wusste jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht was genau sie anders machten, anders als diejenigen, die eine psychische Störung entwickelten.

Systematisch untersucht hat dies in einer aufsehenerregenden Studie Emmy Werner, Psychologin an der University of Carolina.

Sie untersuchte die Entwicklungsverläufe von 700 Kindern auf der hawaianischen Insel Kauai über einen Zeitraum von 40 Jahren. Gemeinsam mit ihrem Team bestehend aus Psychologen, Kinderärzten, Krankenschwestern und Sozialarbeitern wurde die Entwicklung im Alter von 1,2, 10,18, 32, 40 Jahren überprüft.

30% der Kinder (210) wuchsen unter äußerst schwierigen Bedingungen auf. Armut, Krankheit der Eltern, Vernachlässigung und Scheidung, sowie Misshandlungen prägten die Kindheit. Diese sogenannten Risikokinder wurden von Emmy Werner besonders intensiv beobachtet.

Für Emmy Werner war die zentrale Frage:

Wie werden sich diese Kinder entwickeln? Haben Sie die Chance auf ein problemloses Leben.

Für zwei Drittel der Kinder fiel die Antwort zunächst negativ aus. Sie fielen im Alter von 10 und 18 durch Lern -und Verhaltensschwierigkeiten auf, oder waren mit dem Gesetz in Konflikt geraten bzw. litten an psychischen Problemen.

Ein Drittel der Risikokinder entwickelte sich jedoch sehr gut. Emmy Werners Team konnte bei diesen Kindern zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten entdecken. Sie waren schulisch erfolgreich, gründeten, eigene Familien und waren in das soziale Leben eingebunden. Keiner aus dieser Gruppe war im Alter von 40 Jahren arbeitslos, keiner war mit dem Gesetz in Konflikt geraten und niemand war auf die Unterstützung durch soziale Einrichtungen angewiesen. Darüber hinaus setzten sich die Menschen dieser Gruppe realistische Ziele.

Emmy Werners Resümee:

Die bisher vermutete Tatsache, dass sich Kinder aus Hochrisikofamilien zwangsläufig zum Versager entwickeln war mit dieser Studie wiederlegt.

Emmy Werner beschreibt die Faktoren die resilientes Verhalten begünstigen als Schutzfaktoren.

  •  Resiliente Menschenfinden Halt in einer stabilen emotionalen Beziehung Bei Vertrauenspersonen außerhalb der Herkunftsfamilie. Zu Großeltern, Nachbarn, einem Lieblingslehrer, einem Pfarrer oder auch zu Geschwistern. Diese Menschen gaben den Kindern das Gefühl etwas wert zu sein. Darüber hinaus fungieren diese Menschen als soziale Modelle von denen der konstruktive Umgang mit Problemen gelernt werden kann.
  • Ebenso wichtig war, dass an ein Kind, das zu Hause Vernachlässigung und Gewalt erlebt hat, früh Leistungsanforderungen gestellt wurden und es Verantwortung entwickeln konnte. Dies geschah durch Verantwortungsübernahme für kleine Geschwister oder durch ein Amt in der Schule.

Neben diesen, als psychosoziale Rahmenbedingungen bezeichneten Faktoren, spielen auch individuelle Aspekte eine Rolle:

  • Resiliente Menschen verfügen eher über ein ruhiges Temperament, sie sind weniger leicht erregbar.
  • Sie haben die Fähigkeit auf andere zuzugehen und sich dadurch Unterstützungsquellen zu erschließen.
  • Oft verfügen sie über ein spezielles Talent für das sie Bewunderung und Anerkennung erhalten.

Ebenso wie Emmy Werner fand auch der Bielefelder Wissenschaftler Friedrich Lösel in der Bielefelder Invulnerabilitätsstudie Schutzfaktoren.

Er untersuchte Heimkinder und stellte fest dass sich von 144 Kindern 66 Jugendliche –die Resilienten- deutlich positiver entwickelten als die anderen. Es wurde festgestellt dass die Resilienten ein weniger impulsives Temperament hatten, sich aktiv und selbstbewusst mit Problemen auseinandersetzten und über einen festen Bezugsrahmen außerhalb der Familie verfügten. Sie fanden Unterstützung in der Schule und erlebten auch die Heimsituation eher positiv.

Interessanterweise gelang es auch den meisten der Risikogruppe der Kauai Studie die durch Unangepasstheit, Kriminalität und Drogensucht auffielen, mit zunehmendem Lebensalter eine positive Entwicklung zu machen. Besonders die Frauen zeichneten sich durch positive Entwicklungsverläufe aus.

Die entscheidende Erkenntnis dieser Forschungsergebnisse ist, dass Resilienz mehr als nur eine Anpassung an widrige Umstände ist, sondern vielmehr ein Wachsen an widrigen Umständen. Resilienz entsteht also nicht trotz widriger Umstände sondern wegen dieser. Durch extreme Stresserfahrungen können in Menschen Stärken geweckt werden die man nicht für möglich gehalten hätte.

Die Ergebnisse der Resilienzforschung machen Mut und zeigen vor allem, dass im Prinzip die meisten Menschen in der Lage sind, zu lernen mit extrem belastenden Situationen umzugehen. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass manche Menschen auch in der Kauai Studie mit fortgeschrittenem Lebensalter unter psychosomatischen oder körperlichen Krankheiten, als Folge der frühen traumatischen Erfahrungen litten.

Werden in der Kindheit und Jugend keine resilienzfördernden Erfahrungen gemacht bedeutet dies nicht, dass es im Erwachsenenleben zu spät ist.

Die amerikanische Psychologenvereinigung APA nennt sieben Wege um resilientes Verhalten zu lernen.

1. Der Aufbau von sozialen Kontakten:

Gute Beziehungen zu Freunden und Familienmitgliedern, Freunden und anderen Menschen sind extrem wichtig. Sie dienen dazu das Selbstwertgefühl zu stärken und gelten als Unterstützer in Notzeiten. Auch soziales Engagement und ehrenamtliche Tätigkeiten haben diesen Effekt.

2. Krisen sind keine unüberwindlichen Hindernisse.

Schwere Erlebnisse können nicht rückgängig gemacht werden. Den einzigen Einfluss den man hat, ist die Art wie man darüber denkt und wie man darauf reagiert. Hier spielt das sogenannte Kontrollerleben eine wichtige Rolle: Stress ist dann weniger belastend wenn man glaubt die Situation kontrollieren zu können.

Darüber hinaus muss man lernen, die Situation als zeitlich begrenzt wahrzunehmen.

Hier kommt auch die Hoffnung ins Spiel. Wem es gelingt die Hoffnung nicht aufzugeben, zu erwarten dass die Zukunft etwas besseres bereithält, dann ist es wahrscheinlicher, dass Erfahrungen in der Gegenwart den Menschen nicht niederdrücken.

Die Überzeugung die eigenen Lebensumstände beeinflussen zu können ist einer der wichtigsten Resilienzfaktoren.

3. Realistische Ziele entwickeln

Trotz aller Schwierigkeiten ist es wichtig den Blick in die Zukunft zu richten, Pläne und Ziele zu entwickeln und an deren Umsetzung zu arbeiten.

4. Die Opferrolle verlassen und aktiv werden.

In einer Krisensituation neigen viele Menschen dazu den Kopf in den Sand zu stecken und zu resignieren. Dadurch schwächen sie sich. Sie erleben sich als Opfer der Umstände. Auch als gelernte Hilflosigkeit bekannt. In dieser Situation ist eine Bestandsaufnahme wichtig:

  • Worin liegt die Herausforderung
  • Wie groß ist die zu erwartende Belastung
  • Welche Handlungsmöglichkeiten bestehen

Resilientes Verhalten ist dadurch gekennzeichnet dass die Initiative ergriffen wird und dass man sich nicht durch die Ereignisse lähmen lässt.

5. An die eigene Kompetenz glauben

Menschen die schwere Krisen erfolgreich gemeistert haben lernen etwas aus den Krisen. Sie sind in der Lage an den Krisen zu wachsen und sich zu entwickeln.

6. Eine Langzeitperspektive einnehmen:

Bei schmerzhaften Ereignissen empfiehlt sich, diese über den gesamten Lebenskontext zu betrachten. Es geht darum die Frage zu beantworten: was war in der Vergangenheit für mich ähnlich schwierig und welche Bedeutung hat dieses Ereignis heute für mich?

7. Für sich selbst sorgen:

Einerseits ist in einer Krisensituation Aktivität erforderlich, es ist jedoch auch notwendig Raum für sich selbst zu schaffen, um trauern, klagen und nachdenken zu können und um daraus neue Energie zu schöpfen. Viele Menschen ziehen auch Energie aus Religion und Spiritualität.

 

2. Wie gelingt es Menschen mit Lebenskrisen, mit Belastungen in der Arbeitswelt, mit veränderten Anforderungen umzugehen?

Zwischenzeitlich ist die Resilienzforschung gut etabliert und beschäftigt sich auch damit, wie mit schweren traumatischen Erfahrungen umgegangen werden kann.

Auch hier zeigt sich, dass nicht alle auf eine traumatische Situation mit einer posttraumatischen Belastungsstörung reagieren. Diese tritt bei weniger als 30 % der Menschen mit einer traumatischen Lebenserfahrung auf.

Egal ob es sich um Umweltkatastrophen, Scheidungen, lebensbedrohliche Erkrankungen, den Tod naher Angehöriger oder Jobverlust sowie weitere traumatische Erlebnisse handelt. Die überwiegende Mehrheit der Opfer scheint widerstandsfähig zu sein.

Die Traumaforschung hat in den vergangenen Jahren das Bild der Fähigkeiten der menschlichen Psyche stark verändert. Sie scheint unter bestimmten Umständen weniger verletzlich als bisher angenommen.

Ganz bestimmte Handlungs-und Orientierungsmuster entscheiden darüber ob jemand ins Wanken gerät oder ganz stürzt.

Da die seelische Elastizität, so könnte man resilientes Verhalten auch bezeichnen, in unserer modernen Arbeitswelt durchaus gefordert ist, nimmt die Zahl der Studien und Untersuchungen zum Umgang mit schwierigen Arbeitssituationen zu.

Auch steigende Burnout-Raten machen es erforderlich, dass hier gerade diejenigen in den Fokus gerückt werden, die trotz massiver Belastung mit den Zumutungen moderner Arbeitsverhältnisse zurechtkommen.

Hier zeigt sich:

  • Menschen die auch im Job gesund bleiben, sind in der Lage das eigene Verhalten an die Außenwelt anzupassen, flexibel auf neue Situationen zu reagieren und bestehende Lebenskonzepte entsprechend zu erweitern.
  • Wenn sie Situationen erleben, die nicht in ihre bisherigen Vorstellungen passen, sind sie in der Lage, ihren Annahmen, wie die Welt funktioniert, neue Annahmen hinzuzufügen.
  • Konkret: Wer eine Trennung verarbeitet, einen Job verliert, eine schwere Krankheit übersteht oder Gewalt verarbeiten muss, braucht eine neue Weltsicht in der diese Erfahrungen Platz finden, und die den Sinn des Lebens insgesamt nicht in Frage stellt.
  • Um diese Anpassungsleistung erbringen zu können brauchen Menschen folgende Fähigkeiten, die auch zu einem späteren Zeitpunkt im Leben noch erworben werden können.

1. Mut in den Abgrund zu blicken

In einer Krise ist das Ausmaß an Schmerz und Trauer immens. Auch Gefühle der Lähmung und Verzweiflung treten auf. Sie werden jedoch nicht ignoriert oder verdrängt, sondern klar angeschaut.

Angst wird als Hinweis genutzt, auf das Ausmaß einer Bedrohung. Sie ist Anlass aktive Bewältigungsstrategien zu suchen. Das heißt der Angst wird ins Auge geblickt. Klare Konfrontation mit der angstauslösenden Situation.

2. Die richtigen Ursachen finden

Geschieht etwas Schlimmes, Unvorhergesehenes neigen wir dazu, bestimmte Denkstile zu aktivieren. Wir kürzen quasi Gedanken ab und rutschen damit in die kognitive Triade der Depression:

Personalisieren, generalisieren und katastrophisieren.

Wer diesen Denkstil anwendet glaubt, dass er das Problem verursacht hat, dass es andauern wir und unveränderbar ist und das auch andere Bereiche des Lebens davon mit betroffen sind.

Der Betreffende glaubt, dass er in eine Krise durch persönliches Versagen geraten ist, dass es an mangelnden Fähigkeiten liegt und dass er auch in Zukunft vom Pech verfolgt sein wird.

Resiliente Menschen pflegen einen optimistischen Erklärungsstil. Scheitert in ihrem Leben ein Projekt, wie z.B. der Versuch sich selbstständig zu machen, denken Sie:

Es war ok, dass ich es versucht habe. Pech war, dass in der Nähe ein ähnliches Geschäft eröffnet wurde, die Idee sollte oder könnte an anderer Stelle verwirklicht werden.

Kognitive Flexibilität zeichnet besonders resiliente Menschen aus. Sie sind in der Lage Fakten zu akzeptieren, ihren Anteil am Geschehen zu erkennen, sie beschuldigen nicht ständig andere für Fehler und sie denken auch nicht ständig über Dinge nach, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen.

 

3. Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit

Das Konzept der Selbstwirksamkeit geht auf den amerikanischen Psychologen Albert Bandura zurück. Wer selbstwirksam ist glaubt, dass er seine Ziele aus eigener Kraft erreichen kann und Situationen durch eigenes Handeln beeinflussbar sind.

Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit lösen Probleme mit der Einstellung, das schaff ich schon. Sie versinken nicht in Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit. Sie sind überzeugt davon, dass sie Dinge in ihrer Umgebung und in ihrem Inneren beeinflussen können.

 

4. Das Geschehene umdeuten

Selbst wenn Menschen davon ausgehen, dass ihre Situation hoffnungslos ist, ist es möglich die Einstellung dazu zu verändern.

 

5. Sich den Blick für das Gute bewahren

Resilienten Menschen gelingt es das Gute in einer Krise zu erkennen und zur Bewältigung zu nutzen. Ein Beispiel hierfür: ich habe zwar meinen Partner verloren bin jedoch noch gesund und kann mein Leben so gestalten wie ich es möchte.

Die positive Psychologie, eine neuere Forschungsrichtung der Psychologie, gegründet von Martin Seligman hat in zahlreichen Studien festgestellt, dass positive Gefühle wie Dankbarkeit, Freude, Hoffnung; Stolz, Gelassenheit das Resilienzniveau eines Menschen erhöhen können.

Hierbei ist wichtig das resiliente Menschen ebenfalls Gefühle wie Trauer, Wut Angst, etc. empfinden, sie sind jedoch in der Lage gute Gefühle zu kultivieren und dadurch weniger verletzlich.

6. Einen Sinn in der Krise finden

Hier beschreibt Viktor Frankl drei Wege Sinn zu erleben:

  • Bewusst die Natur oder andere  Menschen zu erleben und deren Einmaligkeit wahrzunehmen und jeden Tag den man leben darf als Geschenk zu begreifen.
  • sich einer Aufgabe oder Sache ganz zu widmen, eine Tätigkeit mit Hingabe und Kreativität ausüben
  • Hinnehmen, was nicht zu ändern ist.

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