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Raus aus der Job – Routine

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Vor einiger Zeit war ich beim Orthopäden. Der Rücken. Ich sitze ja viel und höre den Menschen zu. Der Orthopäde fragte, was ich beruflich mache. Psychologin? Hätte er auch gern gemacht. Aber er hat dann doch Medizin studiert. Und es sei einfach schrecklich. Im 5 Minutentakt schleuse er die Leute durch. Tagein und Tagaus. Das einzig gute an dem Job sei der Urlaub. Und so noch 20 Jahre lang arbeiten. Er könne sich das nicht vorstellen. Klar, ich hab ihm gesagt er kann gerne mal kommen und ich überlege mit ihm wie er, zumindest ansatzweise, die Routinen durchbrechen kann. Als Coach ist man ja auch immer im Job und verkauft seine Angebote.

Der Arzt ist aber nicht der einzige der klagt. Es gibt wohl keine Berufsgruppe bei der sich nicht früher oder später Routinen einstellen. Hier spielt die „Dominanz der Maschinen“ und die Standardisierung von Abläufen eine Rolle. Und davor sind auch Akademiker nicht gefeit. Svenja Hofert sprach vor einiger Zeit von „Käfighaltung bei Akademikern„. Optimierte Prozesse, Vorlagen für alle auftretenden Eventualitäten, Taylorisierung von Arbeitsschritten… Selbst denken ist nicht mehr unbedingt gefragt. Das macht für gewöhnlich unzufrieden, manchmal sogar krank.

Es lohnt sich dann über veränderte Arbeitszeiten, neue Betätigungsfelder, eventuell sogar über den Schritt in die Selbstständigkeit oder über eine Kombination aus beidem, nachzudenken. Ein Jobwechsel allein wird es nicht richten: Sie finden oft die selben Bedingungen nur mit scheinbar anderen Routinen beim nächsten Job wieder.

Da häufig mit dem Abarbeiten von Routinen der Sinn der Arbeit abhanden kommt und der Selbstwert brökelt, weil sie sich irgendwann gar nicht mehr zutrauen, komplexe Sachverhalte vom Anfang bis zum Ende zu durchdenken und umzusetzen, kann die Entscheidung sich weiterzubilden ein erster Schritt aus dem Hamsterrad sein.

Ich bin immer wieder begeistert, welche Möglichkeiten sich online für Wissbegierige auftun. Klar, zuerst sollte man sich überlegen was man noch lernen will. Will man sich den eigenen Job aufhübschen, dann fachbezogen. Und das geht mittlerweile wirklich komplett online. D.h. sie können  ungeachtet von Zeit und Raum im Netz ihre Weiterbildung beginnen.

Das ist nicht nur für gelangweilte Akademiker ein erster Schritt sondern auch für Berufsrückkehrerinnen. Man braucht allerdings Disziplin und einen langen Atem.

Weiterbildung im Netz – die besten Adressen

Mooc’s

Massive Open Online Courses (Mooc) kommen ursprünglich aus den USA und setzen sich zunehmend im deutschsprachigen Raum durch. Hier werden traditionelle Formen der Wissensvermittlung (Videos, Lehrmaterialen) mit Foren in denen sich die Teilnehmer mit anderen und den Lehrenden  austauschen können, verknüpft.

Einer der ersten deutschsprachigen Moocs kam vom Hasso-Plattner Institut: Im OpenHPI werden IT-spezifische Themen gelehrt. Dort kann man aber auch lernen wie das Internet funktioniert und wie man eine Programmiersprache lernt.

Iversity arbeitet mit verschiedenen Universitäten zusammen und hat im letzten Jahr 10 Moocs auf die eigene Plattform gebracht. Was hier interessant ist: Teilnehmer können beim Kurs „Grundlagen des Marketing“ erstmals credit points erwerben, die in einem regulären Studiengang verwendbar sind. Auch wenn die Mooc Szene noch ziemlich jung ist und in traditionellen Unternehmen noch wenig bekannt, so gehe ich dennoch davon aus, dass z.B. Bewerber die einen neuen Job suchen, mit einem Zertifikat eines Moocs ihre Chancen verbessern. Das ist sicher schon weit nach vorne gedacht, denn im Moment wissen viele noch gar nicht dass es Moocs gibt.

Was mir besonders gut gefällt: Die Kurse sind inhaltlich hochkarätig und kostenlos! Sie können sofort beginnen. Von ihrem Schreibtisch aus. Nein, nicht bei der Arbeit, nach der Arbeit. Immerhin.

Mir ist klar dass dies nicht die einzige Möglichkeit ist die Job-Routinen zu durchbrechen. Es ist jedoch ein Anfang. Wenn Sie sich mit dem Gedanken tragen eine selbstständige Tätigkeit zu beginnen, dann schadet es sicher nicht betriebswirtschafliches Know-How zu erwerben. Sie können sich dem Vorhaben z.B. annähern mit einer Einführung in die Betriebswirtschaftslehre. Oder sie schnuppern in den Kurs Changemaker – Social Entrepreneurship  weil sie eigentlich schon immer die Welt verändern wollten.

Ununi.tv

Ein noch recht junges Crowdfunding Unternehmen ist ununi.tv. Eine Bildungs Video-Plattform bei der jeder mitmachen kann und mit der auch Geld verdient werden soll. Ununi.tv ist Bildungsfernsehen für Consumer und für Producer. D.h. Sie können sich Inhalte anschauen oder selbst welche erstellen. Jeder der sein Wissen weitergeben will, kann mitmachen. Ununi-tv. ist als gemeinnütziges Netzwerk Unternehmen angelegt, für mich sind die Gründer echte Social Entrepreneure.

Ich finde dass wir das weitererzählen sollten. Oft werde ich gefragt welche Fortbildung ich empfehlen kann. Meist scheitert es am Geld, an der Zeit und sicher auch oft an der fehlenden Ausdauer. Mit diesen neuen Lernformen eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten. Durch Foren ist Austausch möglich, Motivationstiefs können durch andere Teilnehmer gemildert werden. Sie lernen eigenverantwortlich und unabhängig von Zeit und Raum. Ich bin tatsächlich der Meinung, dass diese neuen Lernformen die Weiterbildungslandschaft radikal umkrempeln werden. Und niemand muss darauf warten, dass er mal wieder eine Fortbildung machen kann, jeder kann noch heute damit beginnen. Ich freue mich wenn Sie den Artikel teilen, damit auch noch im kleinsten schwäbischen Dorf die Möglichkeiten der Weiterbildung ankommen!

Photo: © XiXinXing

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5 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Interessant daran finde ich die „Verwendung der Credits“. Ich denke ich werde mich mal einlesen in das Thema. Vielleicht sind ja wirklich Inhalte dabei die einen für neues qualifizieren können.

    Ununi ist übrigens eine Crowd University und ganz sicher kein Crowdfunding. Das ist etwas komplett anderes 😉

    1. Lieber Stefan,
      vielen Dank für Deinen Kommentar! Wenn Du einen Selbstversuch machst, würde ich mich über einen kleinen Erfahrungsbericht freuen.

      Was Deine Anmerkung zu ununi.tv angeht: Der von mir formulierte Satz „Ein noch recht junges Crowdfunding Unternehmen ist ununi.tv.“ ist missverständlich. Es müsste heißen: Ein noch recht junges gecrowdfundetes Unternehmen ist ununi.tv. Das hört sich halt komisch an. Ich wollte zum Ausdruck bringen dass Ununi.tv mit Crowdfunding das Startkapital eingeworben hat. 😉 Ich häng den Link dazu an: http://www.startnext.de/ununitv

  2. Toll, dass man sich zeit- und ortsunabhängig weiterbilden kann. Aber haben diese Online-Studiengänge auch die gleiche Qualität, wie ein Studium an einer Hochschule? Wie ist es mit der internationalen Anerkennung? Kommt bei einem Online-Studium nicht auch die soziale Kompetenz zu kurz?

    1. Liebe Larah, bei den von mir genannten Weiterbildungen am hpi und bei iversity handelt es sich um Lehrveranstaltungen auf Hochschulniveau. Ununi.tv wirkt auf mich nicht ganz so akademisch, was kein Nachteil ist. Wenn Du nach der internationalen Anerkennung fragst: Es geht ja nicht um ein Vollstudium sondern um eine Weiterbildung. Die Kurse können von Teilnehmern auf der ganzen Welt besucht werden. Welches Land was anerkennt weiß ich jedoch nicht im Einzelnen. Mit Blick auf die soziale Kompetenz würde ich meinen: ein reines Online Studium fördert nicht unbedingt Sozialkompetenz. Und mir würde jeder Student leid tun, wenn er nur Online-Kontakte hätte.
      Danke für Deinen Kommentar!

  3. Vielen Dank für den tollen Artikel! Iversity war mir gar nicht bekannt, das hört sich wirklich spannend an und da werde ich auf jeden Fall gleich mal reinschauen. Mit dem Thema „Raus aus der Job-Routine“ haben wir uns kürzlich auch auf unserem Blog beschäftigt mit dem Schwerpunkt „interne Bewerbung“. Außer der Weiterbildung kann man häufig schon wieder frischen Schwung in den Job bringen, indem man sich nach einer internen Versetzungsmöglichkeit umschaut (https://blog.roberthalf.de/professionals/interne-bewerbung/). Denn ein Wechsel in eine andere Abteilung und der Erwerb von weiteren fachlichen Fähigkeiten über entsprechende Weiterbildung kann die Motivation deutlich ankurbeln.

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