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Von Glück, Neuroplastizität und Optimismus

istockphoto/Don Baylay

Es ist nicht immer leicht den eigenen Vorstellungen entsprechend zu leben. Zum Leben gehören kleinere und größere Krisen und auch Phasen, in denen man nicht mit großem Optimismus unterwegs ist.

In solchen Momenten tut es ganz gut neue Eindrücke aufzunehmen und sich damit zu befassen welche Möglichkeiten es gibt wieder ein wenig von dem zurückzugewinnen was die Psychologie Selbstwirksamkeit nennt.

Selbstwirksamkeit heißt nicht mehr, als sich selbst als wirksam zu erleben und in der Lage zu sein, Dinge oder Gedanken so zu verändern, dass man mit sich zufrieden ist.

In den vergangenen Jahren ist auch in der psychologischen Forschung viel passiert. Dinge die ein ganzes Jahrhundert lang als unumstößlich galten, kamen ins Wanken. Dies hat damit zu tun, das sich die revolutionären technologischen Entwicklungen auch zur Erforschung des menschlichen Gehirns nutzen ließen. Und die für mich bedeutendste Entdeckung ist in diesem Zusammenhang, die Entdeckung der sogenannten Neuroplastizität.

Was ist Neuroplastizität

Neuroplastizität meint, dass sich Gehirnstrukturen, also unsere sogenannten grauen Zellen, die überwiegend aus Verbindungen von Nervenzellen bestehen, bis ins hohe Alter verändern lassen. Ich habe 1990, als Spätberufene, mein Studium begonnen. Zu Beginn meines Studiums habe ich gelernt dass nur bei Kindern, durch Lernprozesse neue synaptische Verschaltungen im Gehirn nachweisbar sind. Das bedeutete im Gegenzug, dass ein erwachsenes Gehirn kaum noch neue Verdrahtungen bildet.

Mit dem Einsatz sogenannter bildgebender Verfahren die den Blick ins Gehirn erlaubten stellte man jedoch fest, dass sich bis ins hohe Alter ganze Gehirnbereiche neu formieren können. Patienten die z.B. einen Schlaganfall erlitten und bei denen man zuvor davon ausging, dass die Zerstörung bestimmter Gehirnbereiche irreversibel, also unumkehrbar ist, wurden viele Jahre gar nicht gefördert, da man davon ausging, das dies ohnehin nichts nützt.

Erst mit dem Blick ins Gehirn zeigte sich, dass durch systematisches Training völlig andere Gehirnbereiche in der Lage sind, die durch den Schlaganfall geschädigten Teile zu übernehmen. So festigte sich in den letzten Jahren die Erkenntnis das unser Gehirn stark nutzungsabhängig arbeitet. Wenn wir bestimmte Dinge nicht tun, dann bilden sich die synaptischen Verbindungen zurück. Wenn wir etwas neues Lernen, bilden sich in den für das Lernen zuständigen Regionen neue Verbindungen.

Warum ist diese Erkenntnis revolutionär? 

Sie ist es deshalb weil sie uns natürlich auch erlaubt in Zeiten in denen es uns nicht besonders gut geht, durch eine Veränderung der Art wie wir denken eine echte Veränderung -sogar nachweislich- in unseren Gehirnen hervorzurufen.

Denken wir bestimmte Gedanken regelmäßig werden im Gehirn stärkere synaptische Verbindungen angelegt. Man kann sich das gut vorstellen, in dem man die Verbindungen mit Straßen vergleicht. Denkt man z.B. jeden Morgen beim Aufwachen, dass dieser Tag langweilig wird und ohnehin nicht schön, so legen wir mit der Zeit richtige Autobahnen in unseren Gehirnen an, die diese Art zu Denken verstärken.

Ein neuer Gedanke hat es deshalb nicht leicht Wirkung zu zeigen. Wenn ich Ihnen nun heute erzähle, dass sie zukünftig beim Aufstehen einfach mal einen anderen Gedanken ausprobieren sollten, dann wird das nur dann wirksam sein, wenn sie ihrem Gehirn durch eine gewisse Regelmäßigkeit im Denken erlauben, aus einer kleinen holprigen Landstraße langsam eine vierspurige Autobahn zu machen.

Ich möchte dies am Beispiel von Menschen die an einer Depression leiden ein wenig veranschaulichen. Bei einem Depressiven hat irgendwann ein Gedanke z.B. “ich bin nichts wert und mich mag niemand“ die Oberhand gewonnen. Er beginnt die Welt aus dieser Perspektive zu betrachten und baut alle Erfahrungen so in sein Denken ein, dass er immer wieder die Bestätigung erhält, dass er ein wertloser und ungeliebter Mensch ist. Es entstehen die Autobahnen die ihm mit Hochgeschwindigkeit erlauben, diesem Gedanken immer wieder die Oberhand zu geben. In der Fachsprache spricht man von zirkulärem Denken, weil die Denkprozesse wie bei einer Ringautobahn im Kreis laufen. Ziel einer Therapie ist dann die systematische Anleitung neue Gedanken zu denken und langsam kleine Landstraßen anzulegen die mit zunehmender Benutzung zu neuen konstruktiveren Denkprozessen ausgebaut werden können.

Und warum erzähle ich Ihnen all diese Dinge? 

Sie lesen einen Artikel mit dem Titel „Von Glück, Neuroplastizität und Optimismus“.  Wenn ich dies schreibe, dann nur deshalb, weil ich weiß, dass es nützt über die Art und Weise wie wir denken zu schreiben und Ihnen ein paar Tipps zu geben, wie sie in Ihren Gehirnen neue kleine Landstraßen anlegen können die dazu führen, dass sie ihr Wohlbefinden und Glückserleben etwas steigern.

Ich verspreche keine Wunder, weil ich weiß, dass es auch etwas Mühe und Disziplin braucht, die eigenen Denkmuster in Frage zu stellen und neue Gedanken zuzulassen. Ich weiß aber auch, dass es, wenn Sie sich mit mir auf eine Entdeckungsreise begeben möglich ist, das subjektive Empfinden tatsächlich zu verändern.

Die sogenannte positive Psychologie hat es sich zur Aufgabe gemacht, weniger krankheitsbezogen zu forschen, sondern eher zu schauen, was hält Menschen gesund und macht sie glücklich. Und sie hat einige Erkenntnisse hervorgebracht die ich nun gerne mit Ihnen teilen möchte.

Die erste heißt: Dankbarkeit 

Dankbarkeit ist so etwas wie der Königsweg zum Glück. Dankbarkeit kann bedeuten wieder einmal zu Staunen oder Wertschätzung anderen gegenüber zu entwickeln. Sie kann auch bedeuten, dass wir schauen, welche guten Dinge in negativen Erfahrungen stecken, da bekanntlich alle Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven angeschaut werden können. Dankbarkeit bedeutet etwas zu genießen, es nicht als selbstverständlich anzusehen. Sie ist eine Gegenmittel gegen negative Emotionen, also negative Gefühle, wie Neid, Geiz, Feindseligkeit oder Sorgen.

Sie können ihr Dankbarkeitsempfinden weiterentwickeln in dem sie sich überlegen wie gut sie es mit ihren Lebensumständen getroffen haben, dass sie z.B. momentan nicht in Japan leben, dass sie keinen Tsunami aushalten mussten oder dass sie einfach nur jeden Tag ein Dach über dem Kopf haben und damit schon so viel mehr als 2/3 der Weltbevölkerung.

Dankbar zu sein bedeutet auch sich selbst etwas Gutes zu tun. Die positiven Auswirkungen lassen sich sogar körperlich nachweisen. Dankbare Menschen haben weniger Krankheiten, sind insgesamt glücklicher, sie sind versöhnlicher und weniger materialistisch. Sie erleben häufiger positive Emotionen als Menschen die diese Gefühle nicht entwickeln.

Sie können Dankbarkeit üben. z.B. können sie sich einmal pro Woche etwas Zeit nehmen und 5 Dinge notieren für die sie in der vergangenen Woche dankbar waren. Wenn Sie sich angewöhnen immer sonntags diesen Wochenrückblick zu machen, werden sie merken, dass sie sich nach kurzer Zeit glücklicher fühlen.

Warum funktioniert das? 
Dankbarkeit hilft die positiven Erfahrungen ihres Lebens zu genießen. Sie erinnern sich an den eingangs erwähnten depressiven Menschen. Dieser hat verlernt, dass es auch in seinem Leben schöne Dinge gibt die zu beachten es sich lohnt.

Dankbarkeit steigert das Selbstwertgefühl, weil sie ihnen hilft zu erkennen was andere Menschen in ihrem Leben für sie getan haben und wie viel sie dadurch erreicht haben.

Dankbarkeit hilft beim Umgang mit Stress, weil sie uns erlaubt belastende Erlebnisse in einem neuen Licht zu sehen und dadurch besser zu bewältigen.

Dankbarkeit kann soziale Bindungen stärken, weil sie uns zeigt was andere für uns tun und weil wir dadurch wissen wie wichtig wir auch für andere Menschen sein können. Sie verhindert Neid und den Vergleich mit anderen. Dankbarkeit ist nicht vereinbar mit negativen Emotionen und kann Ärger, Verbitterung, Neid, Eifersucht und Gier mindern oder sogar verhindern.

Die zweite Erkenntnis heißt: Seien sie optimistisch 

Den Dingen das beste abzugewinnen, das Glas als halb voll und nicht als halb leer zu betrachten, sich selbst eine Chance geben der Zukunft voller Zuversicht entgegen zu sehen oder einfach nur darauf zu vertrauen, dass sie den Tag gut überstehen, all das sind Optimismusstrategien.

Optimismus heißt nicht, dass sie glauben müssen, sie leben in der besten aller möglichen Welten und es heißt auch nicht, dass es in ihrer Vergangenheit und Zukunft keine Wolken am Himmel geben darf.

Man unterscheidet vielmehr zwischen kleinem und großem Optimismus. „Mein Bus kommt pünktlich“ ist ein Beispiel für kleinen Optimismus, „wie stehen am Beginn eines goldenen Zeitalters“ ein Beispiel für großen Optimismus.

Der kleine Optimismus veranlasst Menschen dazu konstruktiv zu handeln. Der große Optimismus gibt einem ein allgemeines Gefühl des Elans und sorgt dafür dass sie sich widerstandsfähig, stark und voller Elan fühlen.

Psychologen definieren diesen Begriff meist in Abhängigkeit davon, wie wir ein bestimmtes Ereignis sehen. Wenn sie z.B. versuchen jemandem eine Strickjacke die sie nicht mehr mögen, zu verkaufen und es misslingt, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten mit dem Misserfolg umzugehen. Sie können sagen, dass sich dicke Strickjacken im Sommer einfach schlecht verkaufen. Sie können aber auch sagen, dass sie einfach kein Talent haben andere Menschen von etwas zu überzeugen.

Die Art und Weise wie sie viele kleine Ereignisse in ihrem Leben interpretieren hat erheblichen Einfluss darauf wie sie sich fühlen. Ob Menschen Erfolg haben, ob sie mit einer Depression reagieren, all das steht in Zusammenhang mit der Art und Weise, wie wir Ereignisse betrachten.

Warum macht Optimismus glücklich? 

Wenn es Ihnen gelingt optimistisch in die Zukunft zu blicken, dann nehmen sie eher die Dinge wahr, die positiv verlaufen und weniger diejenigen, die sich schlecht entwickeln.

Sie erleben sich selbst als wirksamer, weil sie bestimmte Ergebnisse für erreichbar halten. Sie nehmen sich mehr und anspruchsvollere Dinge vor und bleiben beharrlicher dabei diese zu erreichen. Lassen sie mich dies an einem weiteren Beispiel verdeutlichen.

Eine Klientin war nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt. Sie war auf den Rollstuhl angewiesen. Da sie mit dem Rollstuhl nicht in den Garten konnte, wollte sie unbedingt wenigsten ein paar Schritte laufen können, um die drei Treppen in den Garten zu überwinden. Sie blickte im Winter mit Optimismus auf den Frühling, da sie den ganzen Winter dazu nutzen konnte eben diese wenigen Schritte im Wohnzimmer zu üben, um im Frühjahr dann die Treppen in den Garten zu schaffen. Und sie hat sie geschafft!

Wie stärkt man nun den Optimismus 

Ein wichtiger Schritt besteht im Erkennen von sogenannten sabotierenden Gedanken. Pessimistische Gedanken treten fast automatisch auf: Das schaffe ich sowieso nicht, das habe ich noch nie gemacht, das kann ich nicht…Da fallen ihnen sicher selbst noch einige ein.

Sie können diese Gedanken verändern in dem sie sich fragen: 

Was könnte diese Erfahrung oder Situation sonst noch bedeuten? Kann sich daraus etwas Gutes ergeben? Ergeben sich neue Möglichkeiten für mich? Was kann ich für die Zukunft daraus lernen. Habe ich dadurch neue Stärken entwickelt?

Führen sie diese Übung durch wenn sie gut oder neutral gelaunt sind, denn nur dann gelingt es den Teufelskreis aus negativen Gedanken zu durchbrechen. Halten sie ihr Ergebnis, wenn möglich, schriftlich fest.

Bei Schulkindern hat man den Effekt untersucht. Sie wurden angeleitet 6 Wochen lang ihre pessimistischen Gedanken zu erkennen, z.B. „Mein Freund hat etwas gegen mich, weil er mich heute nicht angerufen hat“. Sie begannen diesen Gedanken zu hinterfragen (Welche Beweise habe ich, dass das wirklich der Fall ist?) und optimistische Alternativen zu formulieren (Wahrscheinlich ist er zu beschäftigt).

Optimismus kann man sich, wenn man lernt seine Gedanken aufmerksam zu beobachten, antrainieren. Er wird dann zur Gewohnheit. Denken sie an die Autobahnen im Gehirn. Auch Pessimismus wurde irgendwann trainiert und hat begonnen eine Schnellstraße im Kopf zu werden. Genauso gut kann man eine Optimismussautobahn anlegen.

Dritte Erkenntnis: Genießen Sie die Freuden ihres Lebens

„Ich würde Ihnen raten, nicht nach dem Warum und Wieso zu fragen, sondern ihr Eis zu essen, ehe es schmilzt“ Thornton Wilder

Eltern raten ihren Kindern zu lernen, damit sie einen guten Beruf bekommen. Vorgesetzte fordern von ihren Mitarbeitern viel zu leisten damit sie später eine Lohnerhöhung bekommen. Rentner erzählen ihren Freunden, die noch berufstätig sind, dass die goldenen Jahre der Pensionierung nicht mehr weit sind. Und wenn es Ihnen so geht wie mir dann kann die Gegenwart noch so schön sein, aber sie können sie nicht genießen, weil sie mit ihren Gedanken schon in der Zukunft sind oder in der Vergangenheit, wo angeblich alles so viel besser war.

Wir verschieben unser Glück und reden uns ein, dass es früher anders war oder dass wir morgen zufriedener sind. Die meisten Menschen werden sich des Augenblicks bewusst, wenn sie z.B. Zahnschmerzen haben und der Schmerz lässt plötzlich nach. Dann freut man sich über das Ende des Schmerzes. Oder wenn sie allergisch auf Pollen sind, dann freuen sie sich wenn sie endlich wieder durchatmen können.

Wenn ich nun davon rede, dass sie ihr Leben genießen sollen, dann kann sich der Genuss auf die Vergangenheit, auf die Gegenwart oder auf die Zukunft beziehen. Sie genießen die Vergangenheit wenn sie sich an all die schönen Erlebnisse erinnern, wie z.B. ihre erste Liebe, ihren Hochzeitstag, die Zusage zu einem Job, einen schönen Urlaub etc.

Sie genießen die Gegenwart, wenn sie sich daran freuen, dass sie heute diesen Artikel lesen, dass sie sich beim Mittagessen gut unterhalten haben, dass sie ein gutes Buch lesen, einen schönen Film ansehen. Diese Art des Genießens hat viel mit der zu Beginn erwähnten Dankbarkeit zu tun.

Wenn sie über zukünftige Ereignisse positiv denken und sich auf sie freuen, und wenn sie den Blick auf all das richten was in ihrem Leben gut lief, dann schaffen sie die Grundlage dafür, dass sich die Glücksmomente in ihrem Leben vermehren. Es geht bei all diesen Gedanken darum die Freude der Vergangenheit und Zukunft ein bisschen mehr in die Jetzt-Zeit zu holen.

Wissenschaftler definieren Genuss als Denk- und Verhaltensweisen die dazu beitragen Freude zu schaffen und zu verstärken und zu verlängern. Wenn sie bei einem Spaziergang innehalten und am Flieder riechen, dann genießen sie. Wenn sie sich in ihren früheren Leistungen sonnen und Stolz empfinden, dann genießen sie. Wenn sie an einem Tag an dem sie mehr Hektik und Unruhe erleben, innehalten und sich bewusst machen wie sehr sie das Leben lieben, dann genießen sie.

Menschen denen es gelingt etwas mehr im Hier und Jetzt zu leben, sich an positiven Gefühlen zu freuen leiden weniger unter Depression, Stress, Schuldgefühlen oder Scham.

Menschen die in Vorfreude auf künftige Ereignisse sind oder sich eine positive Zukunft ausmalen, neigen eher zu Optimismus und zu starken positiven Gefühlen. Menschen die gern auf die Vergangenheit blicken, an gute alte Zeiten denken und sich an positiven Erinnerungen erfreuen, gehen am besten mit Stress um.

Trotzdem formulierten die Wissenschaftler einen Rat für Menschen die sich traurig fühlen: Statt auf zufällige positive Ereignisse zu warten, können wir lernen, aktiv zu genießen, indem wir ganz bewusst positive Erfahrungen vorwegnehmen, angenehme Momente betonen und verlängern und uns auf eine Weise an diese Ereignisse erinnern, die uns das Gefühl von Freude neu erleben lassen.

Und weil das schon irgendwie leicht gesagt ist gehört hierzu: Man muss es wollen und mit Einsatz und Motivation daran arbeiten. In unseren Köpfen halten sich oft hartnäckige störende Gedanken, wir wälzen vergangene Gespräche hin und her und quälen uns mit Gedanken an unerledigte Aufgaben und ungelöste Probleme oder planen anstehende Aufgaben. Es ist eine bewusste Anstrengung nötig, um unsere Aufmerksamkeit auf positive Erfahrungen im Hier und Jetzt zu lenken.

Es ist deshalb wichtig Alltagserfahrungen zu genießen. Essen, Duschen, ein kleiner Spaziergang, das gute Gespräch. Man kann den Tag damit beginnen sich bewusst 2 Dinge vorzunehmen die man heute genießen wird.

Bleiben sie mit ihrer Aufmerksamkeit ein bisschen länger bei ihrem Marmeladebrötchen , dass sie zum Frühstück essen. Genießen sie das Aroma des Kaffees, die Süße, das Knusprige am Brötchen. Freuen sie sich am Abend vor dem Frühstück auf eine bestimmte Marmeladensorte, genießen sie, anstatt das Essen achtlos zu verschlingen.

Genießen sie die kleinen Dinge, denn vielleicht werden sie eines Tages feststellen dass dies die großen Dinge des Lebens sind.

Oft ist es noch genußvoller wenn man positive Erfahrungen mit anderen teilen kann. Genießen sie mit Freunden. Sie können auch anderen dabei helfen sich an schöne Dinge zu erinnern. An einen schönen Nachmittagsspaziergang, an einen schönen gemeinsam Film. Manchmal vergessen ja auch andere um uns herum, die schönen, kleinen Alltagserfahrungen.

Das gemeinsam Genießen hat nachgewiesenermaßen positive Auswirkungen. Je häufiger sich ältere Menschen zusammen mit anderen an die Vergangenheit erinnern, desto besser ist ihr Gesamtzustand. Dies scheint uns alle mit Stolz, Freude, Amüsement zu erfüllen.

Manchmal muß man sich selbst aber auch ein wenig auf die Sprünge helfen. Fotos, Erinnerungen an bestimmte Orte, Musik ganz besondere, die man gerne gehört hat, sollte man an einem Platz aufbewahren, den man immer dann aufsucht, wenn man seine Stimmung ein wenig verbessern will.

Deshalb würde ich sie gerne ermutigen, dass sie sich heute nach dem Lesen dieser Zeilen auf die Suche machen, nach positiven Erinnerungsschätzen, die sie in eine kleine oder große Schatzkiste packen, in erreichbare Nähe stellen und immer dann öffnen, wenn der Alltag sie einholt, wenn ihre Gedanken mal wieder auf der vierspurigen Pessimisten-Autobahn unterwegs sind und sie langsam aber systematisch eine Zubringerstraße gedanklich bauen, um auf die Optimismusbahn zu kommen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für den heutigen Tag, für die nächsten Wochen und Monate, eine erfolgreiche Schatzsuche, nach all den Dingen die es Ihnen erlauben, ein wenig positiver, ein wenig optimistischer und viel, viel dankbarer in die Zukunft zu blicken. Wenn Sie etwas Neues ausprobieren wollen dann schauen Sie sich den Artikel „Psychologie APP als Taschentherapeut“ an. Mit der beschriebenen APP können Sie gezielt daran arbeiten, eingefahrene Denkstrukturen zu verändern.

Folgende Bücher haben mich zu diesem Artikel inspiriert:

Sharon Begley – Neue Gedanken, neues Gehirn

Sonha Lyubomirsky – Glücklich sein

Gerald Hüther – Was wir sind und wer wir sein könnten

Foto: istockphoto/Don Baylay

6 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Was für ein schöner Artikel. Zum Thema Dankbarkeit habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich würde mich selbst als fröhlichen Menschen einschätzen und mache mir wegen ein paar Ärgernissen im Job oder Alltag das Leben nicht schwer. Ich habe eine Kollegin, die jeden morgen schlecht gelaunt ins Büro kommt, weil z. B. die Fahrt von Zuhause ins Büro übermäßig lange gedautert hat oder ein Kollege ihr einen Parkplatz weggeschnappt hat, was auch immer. Jedenfalls steigert sie sich in jedes kleine Ärgerniss so dermaßen rein, dass der Tag für sie – und gezwungenermaßen dann auch für mich, weil ich ihre Laune 10 Std. am Tag ertragen muss – gelaufen ist.
    Neulich sprach ich sie direkt auf ihr „Problem“ an und fragte sie, wieso sie sich denn so sehr über ein Baufahrzeug, dass den Verkehrsfluß hemmt, aufregen würde. Ich sagte ihr, dass sie froh sein kann, dass sie täglich ins Geschäft fahren darf, dass sie einen Job hat, sich dadurch auch einiges leisten kann, dass sie ein intaktes Elternhaus hat und dass sie gesund ist … Ich bekam keine Antwort, merkte aber, dass ich mit diesen Beispielen etwas bei ihr ausgelöst hatte. Und von diesem Moment an, war sie viel gelassener …. (ich hoffe das hält noch eine Weile an) 🙂

    1. Liebe Larah,
      genau das ist gemeint: Selbst Einfluss auf die Gedanken und Stimmungen nehmen. Mit anderen Menschen mache ich die Erfahrung, dass man sie „einladen“ kann die Dinge etwas anders zu betrachten als sie es normalerweise tun. Ich finde es bemerkenswert, wenn Du Deine Kollegin für diese Aspekte sensibilisierst. Ich weiß natürlich auch wie hartnäckig viele Menschen an genau dieser Art, die Welt zu sehen, festhalten. Es lohnt sich trotzdem!
      Frei nach dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein! Wünsche Dir einen besonders angenehmen Arbeitstag!
      Herzlichst
      Margit

  2. Das Thema Glücksforschung, Optimismus, Resilienz oder allgemeiner gesagt, „positive Psychologie“ interessiert mich auch seit langem. Antonovsky hat hier gute Pionierarbeit geleistet, aber in der Zwischenzeit gibt es eine Menge an weiteren Forschungsarbeiten.

    1. Hallo Honeybadger,
      stimmt! Sonja Lyubomirsky, Martin Seligman, Ed Diener…um nur ein paar zu nennen. Eine wirklich spannende Entwicklung. ; )
      Danke für Deinen Kommentar und
      herzliche Grüße
      Margit Nowotny

  3. Vielen, vielen Dank für diesen großartigen Artikel, der einfach, sachlich und trotzdem lebendig aus dem Alltag heraus berichtet ohne etwas anzupreisen oder verkaufen zu wollen! Ich kämpfe seit Jahren immer wieder mit Depressionen, Angst- und Panikzuständen. Dass Gewohnheiten, fehlende Achtsamkeit und festgefahrene Perspektiven einen immer wieder dorthin führen, ist mir trotzdem erst jetzt klar geworden. Und dass es möglich ist, mit vergleichsweise simplen Methoden große Veränderungen selbst bewirken zu können, gibt mir neuen Elan und die Perspektive, dass nichts so bleiben muss – auch wenn der Weg sicherlich lang ist. Vielen Dank auch für die Buchempfehlungen am Ende. Ihr Artikel hat mir Impulse gegeben, mich noch viel intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen.

    1. Lieber Pan,
      ein herzliches Dankeschön für die freundliche Rückmeldung! Ich freue mich natürlich wenn meine Artikel gelesen werden und hilfreich sind. Und es stimmt: Es ist möglich eigeninitiativ etwas zu verändern. Meist vergisst man das in der depressiven Phase. Da helfen dann kleine Erinnerungen auf dem Nachttisch, z.B. der Artikel, ausgedruckt. Wenn man das Leben als Übung sieht, dann ist es halb so schlimm.
      In diesem Sinne Ihnen gutes Gelingen!
      Herzlichst
      Margit Nowotny

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