Im Coaching habe ich häufig Menschen die unter ihren Arbeitsbedingungen leiden. Ein Grund für dieses Leiden ist der Umgang von Vorgesetzten mit ihren Mitarbeitern. Ich wünsche mir dann, dass nicht der Mitarbeiter zu mir kommt, sondern der Chef des Coachee. Kommen Chefs, dann sind sie daran interessiert wie sie ihre Mitarbeiter dazu bewegen können, bestimmte Leistungen zu erbringen. Fragt man, was sie in der Vergangenheit schon versucht haben, dann kommt die Sprache auf monetäre Anreize, auf Optimierung von Arbeitsabläufen und natürlich auf das Thema „Druck erhöhen“, „Kontrolle ausbauen“. Für viele ist es nur schwer verständlich, dass sich diese Methoden wenig bewähren. Sie scheinen so etwas wie ein Standardrepertoire darzustellen und ich habe dann oft das Gefühl nicht so recht zu wissen, womit ich anfangen soll.
Ein echter Vorteil ist, wenn eine Führungskraft selbst schon erlebt hat, wie destruktiv sich Druck und Kontrolle bei ihr selbst auswirkten. Die meisten Menschen reagieren mit Angst und Widerstand. Angst und Widerstand bringen aber nur kurzfristige Leistungssteigerungen und führen dann zu einem massiven Leistungseinbruch. Hinzu kommt dass sich die Einstellung verändert. Niemand engagiert sich längere Zeit für einen Vorgesetzten oder für eine Firma, wenn er die Erfahrung des Ausgeliefertseins und der Angst erlebt. Er wird ein Notfallprogramm aktivieren das ihm erlaubt die Situation durchzustehen. Wenn sie nun jedoch auf die kreative Leistung ihrer Mitarbeiter angewiesen sind, wenn sie sozusagen die Intelligenz der Gruppe oder des Teams für sich nutzen möchten, dann gelingt dies nicht mehr. Ein Mitarbeiter wird dann in die innere Emigration gehen, wird sich nur noch so stark engagieren, dass er nicht gefeuert wird, wird sich innerlich weigern seinem Vorgesetzten dienlich zu sein und wird meist über einen langen Zeitraum gekränkt bleiben.
Aktuellen Untersuchungen zufolge gibt es mehr gekränkte Mitarbeiter als Leistungsträger. Diese dann noch einmal für das Unternehmen zu gewinnen ist deutlich schwerer, als sie erst gar nicht in diesen Zustand abrutschen zu lassen.
Wie kann man nun Führungskräften vermitteln, dass sie mit Druck und Kontrolle mehr Schaden anrichten als ihnen vielleicht selbst bewusst ist?
Für mich ist hierbei einer der wichtigsten Aspekte:
Führungskräfte müssen für die Auswirkungen ihres Verhaltens auf andere sensibilisiert werden.
So halte ich es z.B. für fatal, wenn Führungskräfte davon ausgehen dass es zur Lösung einer Aufgabe nur eine Möglichkeit gibt: diejenige die sie selbst wählen würden. Erfahrene Führungskräfte wissen, dass Mitarbeiter häufig über hohe Fachkompetenz verfügen, die es ihnen erlaubt, eigenständige Problemlösungen zu entwickeln. Gibt ein Vorgesetzter die Wege zur Zielerreichung sehr eng vor, sorgt er für Frustration und Demotivation, da er dem Mitarbeitern eigenständiges Denken abspricht. Viele Mitarbeiter erleben dies auch als Dauerkränkung, für dümmer gehalten zu werden als sie sind.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Menschenbild einer Führungskraft. Wenn sie davon ausgehen, dass Mitarbeiter nur dann Leistung bringen, wenn sie engmaschig überwacht werden, dann fehlt es an Vertrauen. Nach meiner Erfahrung gibt es nur sehr, sehr wenige Menschen die sich in einem Unternehmen einen schönen Tag machen. Die meisten sind lange Zeit intrinsisch, also von innen heraus motiviert, weil sie durch gute Arbeitsleistung auch Bestätigung erfahren. Begegnet ein Vorgesetzter einem motivierten Mitarbeiter mit Misstrauen, so führt dies fast zwangsläufig dazu, dass der Mitarbeiter seinen Einsatz drosselt. Ihn dann wieder zu einem motivierten Leistungsträger zu machen ist auch für erfahrene Führungskräfte ein langwieriger und kräftezehrender Prozess.
Es stimmt: Einfach ist es nicht eine gute Führungskraft zu sein. Wenn Sie auf der Suche nach Anregungen zur Reflexion und Wirkung des eigenen Führungsverhaltens sind dann empfehle ich Ihnen das Buch von Tom DeMarco, „Spielräume“. Ein selten gutes Werk das sich leicht und gut verständlich liest.
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Foto: istockphoto/Vuk Vukmirovic
Hallo Jodee,
z.B. Walter Kromm und Gunter Frank fassen wissenschaftlich fundierte Untersuchungen zu diesem Thema in einem Übersichtsband zusammen. „Unternehmensressource Gesundheit – Weshalb die Folgen schlechter Führung kein Arzt heilen kann“
Herzliche Grüße
Margit Nowotny
Das Buch Spielräume kann ich wirklich nur empfehlen. Oft ist es schwer im Alltag dem Thema Reflexion einen geeigneten Raum zu schaffen. Dabei ist dieser so elementar wichtig. Denn immer in den gewohnten Fahrwassern vor sich hin zu dümpeln ist für niemanden befriedigend. Ganz abgesehen von den negativen Folgen
Hallo,
ich bin eigentlich eher durch Zufall auf Ihre Seite gekommen. Nachdem ich mich ein wenig durchgelesen habe, muss ich sagen Ihre Seite gefällt mir sehr. Ich werde in Zukunft öfters mal vorbei schauen!
Viele Grüße aus Sinsheim
Hallo,
vielen Dank! Das freut mich natürlich und ich freue mich auch, wenn Sie wieder vorbeischauen!
Manchmal braucht man ja auch einen SEO Spezialist!
Herzliche Grüße
Margit Nowotny
Liebe Margit,
dein Artikel „Führung mit Druck und Kontrolle“ hat mich tief berührt und zum Nachdenken angeregt. Deine einfühlsame Art, komplexe Führungsfragen zu beleuchten, und deine authentischen Worte schaffen es, echte Veränderungen anzustoßen.
Herzlichen Dank für diese wertvolle Inspiration!
Danke für die freundliche Rückmeldung!