Allgemein Burnout

Gibt es das Phänomen des „Organizational Burnout“?

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Diese Frage beschäftigt mich, seit ich verschiedene Organisationen von innen erlebt habe. Was soll das sein, ein organisationales Burnout? Viele ausgebrannte Mitarbeiter die die Organisation anstecken? Nein. Gustav Greve, der Autor des gleichnamigen Buches beschreibt ein Phänomen, das ihm im Laufe seines langjährigen Beraterlebens begegnet ist. Er tut dies so differenziert wie ich es bisher noch nirgends gelesen habe. Es fällt mir deshalb auch schwer ein Exzerpt zu schreiben, da ich der Meinung bin dieser differenzierten Betrachtung damit keinen Gefallen zu tun. Er nähert sich dem Begriff des organisationalen Burnout mit der Feststellung „Intelligente Organisationen sind prädestiniert für Organizational Burnout“ über folgende Fragen an:

1. Wann kann man einen Menschen als intelligent bezeichnen?

2. Was sind Organsisationen?

3. Können Organisationen selbst intelligent sein, oder ist es nur die Summe der Menschen in einer Organisation, die eine Organisation intelligent erscheinen lässt?

4. Sind Organisationen oder Institutionen unabhängig von ihren menschlichen Akteuren intelligent?

5. Wenn Organisationen in der Summe mehr oder weniger intelligent sind, unterliegen sie dann den gleichen sozialpsychologischen Phänomenen wie Menschen?

6. Sind informelle Organisationsstrukturen ein Katalysator für die Entstehung des Organizational Burnout?

Greve zieht eine Analogie zwischen persönlichem Burnout und organisationalem Burnout und kommt zu dem Schluss: „Wenn Menschen in eine Burnout Spirale geraten können, weil sie soziale, intelligente und emotionale Wesen sind, dann kann es einer Organisation ebenso ergehen, da sie in sich die emergenten Eigenschaften von organisationaler Intelligenz und Emotionalität entwickelt hat und beherbergt.“

Was dann folgt ist eine messerscharfe Organisationsdiagnostik, ausgehend von den ersten Symptomen des Organizational Burnout über typische Phasen der Burnout Spirale hin zu den teilweise messbaren Folgen.

Nach der Diagnose werden typische Versuche der Eigentherapie beschrieben, therapeutische Maßnahmen bis hin zur Rehabilitation und Prävention eines „Organizational Burnout“.

Gustav Greves Buch erhält von mir das Prädikat „besonders empfehlenswert!“

Ich empfehle es Führungskräften in Organisationen ebenso wie Mitarbeitern die sich immer wieder fragen was denn bei Ihnen persönlich nicht stimmt wenn sie in ihrer Organisation Dinge wahrnehmen die „nicht richtig“ anmuten, für die sie jedoch keine Erklärung finden und dann meist bei sich selbst nach Erklärungen suchen.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass ich das Buch beim Autor als Rezensionsexemplar angefragt habe und auch erhielt. Ich war beim Lesen des Titels skeptisch. Es wurde schon viel Unsinn im Zusammenhang mit Burnout geschrieben und ich muss als Schwäbin nicht jedes Buch kaufen das sich damit beschäftigt. Nach der Lektüre würde ich sagen, es ist jeden Cent wert den es gekostet hätte! Man merkt dem Autor die jahrelange Beratungserfahrung an und mir gefällt  die vorsichtige Annäherung an das Konstrukt. Für mich wurde nach der Lektüre klar, dass es sich lohnt bei der Arbeit in Organisationen diesem Phänomen nachzuspüren, um handlungsfähig zu bleiben.

Und hier noch der vollständige Titel:

Organizational Burnout, das versteckte Phänomen ausgebrannter Organisationen. Gustav Greve, 2012

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