Trauma

Das Leben mit Freude füllen – Bestimmung, Trauma, Verbundenheit

In meinem Zimmer hängt ein Spruch, der mich seit vielen Jahren begleitet:

 

„Und dann wacht man jeden Morgen auf und fühlt sich, als sei es die Morgendämmerung der Schöpfung.“ Hazel Henderson

 

Wenn Sie morgens aufwachen und nicht mehr so recht wissen, wofür, dann ist ihnen vermutlich ihre Bestimmung verloren gegangen.

 

„Die Bestimmung ist ein Anker, den wir in die Zukunft auswerfen. Sie hält die Zukunft in uns am Leben.“ Michael Steger

 

Die Pandemie erlebe ich als Aufforderung sehr genau nachzuschauen, was die eigene Bestimmung ist. In den zahlreichen Gesprächen, die ich im vergangenen Jahr geführt habe, mit Menschen unterschiedlichen Alters, standen häufig Sinnfragen im Vordergrund. Das „Wofür“ also.

 

Wofür soll dieses Leben gut sein? Wofür mache ich das? Wofür arbeite ich? Je weniger die Frage nach dem Wofür beantwortet werden konnte, desto schlechter ging es den Einzelnen. Dass dieses Wofür nicht einfach da ist, sondern als Ergebnis einer kleinen Forschungsreise entsteht, ist Teil meiner Arbeit. Was ich bisher nicht wusste: Menschen mit traumatischen Lebenserfahrungen fällt es schwerer als anderen, dieses „Wofür“ zu formulieren und vor allem umzusetzen. Auch deshalb habe ich mich im vergangenen Jahr intensiv mit dem Thema Trauma beschäftigt. Zwischenzeitlich denke ich, egal wie schlimm die bisherigen Lebenserfahrungen waren, der Blick muss nach vorne gehen, in eine erwünschte Zukunft.

Verbundenheit kann erst entstehen, wenn Verletzungen geheilt sind

Traumatische Lebenserfahrungen führen zu Trennung und Isolation. Verbundenheit kann erst entstehen, wenn Verletzungen geheilt sind, wenn ein Trauma integriert ist. Dies setzt eine hohe Bereitschaft zur Selbstreflektion voraus. Zu einem immer wieder neuen sich selbst in Frage stellen, zur Fähigkeit das eigene Leben und Erleben aus einer Metaebene zu betrachten. Die eigenen Begrenzungen wahrzunehmen, zu erkennen, dass es Gründe gibt, weshalb sie da sind. Zu erfahren, das vieles von dem was wir für unsere Persönlichkeit halten, Überlebensstrategien einzelner Anteile sind, die zu einer bestimmten Zeit des Lebens wichtig waren, deshalb jedoch nicht unbedingt heute noch funktional sind, all das durfte ich im vergangenen Jahr in meinen persönlichen Beziehungen und mit meinen Klienten lernen.

 

Wenn es gelingt die oft widersprüchlichen inneren Anteile in einen Dialog zu bringen, wenn eine vage Idee davon da ist, wann etwas besser wäre, als es gerade ist, dann kann so langsam der Blick in die Zukunft kommen, die dann auch wieder bunt und farbenfroh, lebendig und berauschend vorgestellt werden kann. Dann gelingt es die eigene Lebensmelodie wieder zu hören und sich auf den Tanz mit der Zukunft einzulassen.

 

Um es mal weniger prosaisch zu sagen: Eine lebenswerte, attraktive Zukunft kann man nur dann gestalten, wenn die eigene Lebensenergie nicht mehr von unbearbeiteten Traumata aufgesaugt wird.

Unbearbeitete Traumata

Nun haben wir es hier in Deutschland nicht ganz leicht mit dem Thema unbearbeitete Traumata. Viele aus meiner Generation sind mit traumatisierten Eltern aufgewachsen, haben emotionale Vernachlässigung erlebt, weil die eigenen Eltern keine Kraft für die liebevolle Betreuung der eigenen Kinder hatten. Zu sehr waren sie mit dem Schrecken der Vergangenheit und dem Wiederaufbau beschäftigt.  Zwischenzeitlich weiß man, dass diese unbearbeiteten Wunden an die Kinder weitergegeben werden. Und die zwischenzeitlich erwachsenen Kinder sehen sich nun mit einer gesellschaftlichen Herausforderung in Form einer Pandemie konfrontiert und haben offensichtlich nur wenig Kraft sich eine lebenswerte Zukunft zu erträumen. Genau das brauchen wir aber.

 

Eine Vorstellung von einer Welt, in der ein friedliches Zusammenleben möglich ist, die sich auf Tugenden besinnt, die in jeder Kultur und Weltreligion relevant sind:

 

Weisheit

Mut

Menschlichkeit

Gerechtigkeit

Mäßigung

Transzendenz

 

Verbundenheit

Erreichen werden wir dies nur mit Verbundenheit. Das ist das Gegenteil von Spaltung!

Vielleicht gelingt es Ihnen in Ihrem Umfeld mehr Verbundenheit zu erzeugen. Wir müssen nicht gleich die ganze Welt retten, es reicht schon, wenn viele im Kleinen wirken.

 

Mein besonderer Dank geht in diesem Jahr an die Kinder und Jugendlichen! Mit beeindruckender Solidarität haben sie Eltern und Großeltern geschützt, haben sich allen pandemiebedingten Zumutungen widerspruchslos unterworfen. Oftmals unter Verzicht auf Sozialkontakte, Feten, Konzerte. Auch deshalb sind wir unseren Kindern, Zuversicht und einen gesunden Zukunftsoptimismus schuldig. Wenn es uns vermeintlich Erwachsenen nicht gelingt ein lebenswerte Zukunft zu kommunizieren und zu gestalten, legen wir bei der nächsten Generation den Samen für eine kollektive Depression. Wir brauchen aber in den kommenden Jahren umsetzungsstarke, kreative Menschen und Ideen, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern.

In diesem Sinne möchte ich das alte Jahr beenden und dazu ermutigen der eigenen Bestimmung nachzuspüren, um dann im neuen Jahr, das Leben mit Freude und Verbundenheit zu füllen.

 

Ja ich weiß, ich habe lange nichts geschrieben. Das letzte Jahr war arbeitsintensiv in jeder Hinsicht.

Deshalb verspreche ich jetzt auch nicht, jeden Monat einen neuen Artikel zu schreiben. Klappt eh nicht…

 

Wenn Ihnen das Lesen dieses Artikels ein wenig gutgetan hat, dann lassen Sie es mich wissen. Wenn er Ihnen gefallen hat, dann machen Sie mir eine Freude, wenn Sie ihn teilen. Ihnen, Ihren Familien und Freunden wünsche ich viel Zukunftsoptimismus!

 

 

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