Seit vielen Jahren faszinieren mich Erfindungen. Ob es dabei um den Spätzleshaker geht oder um kleine, iPad ferngesteurte Spielzeugdrohnen ist mir eigentlich egal. Die Faszination liegt im Denken des Undenkbaren. Leider ist es mir bisher nicht gelungen selbst eine so großartige Erfindung wie z.B. das iPhone zu machen. Ich habe aber noch nicht aufgegeben. Und weil ich noch nicht aufgegeben habe, stelle ich mir fast täglich die Frage, was wäre das Undenkbare in meiner Domäne, also in der Psychologie. Und meine erste Erkenntnis: Ideen brauchen Zeit zum Gären. Sie müssen aufgehen wie Hefeteig und das gelingt in unserer durchoptimierten Welt immer seltener. Ich gehe deshalb davon aus, dass einer der ersten Schritte in Unternehmen eine vorsichtige Abkehr vom Effizienzdenken sein muss. Nicht überall, nicht in allen Abteilungen, aber dort wo es um Entwicklung geht. Der Alltag von Ingenieuren, Physikern, Geisteswissenschaftlern usw. ist mittlerweile optimiert. Ob Einstein heute noch seine ersten Überlegungen zur speziellen Relativitätstheorie hätte denken können, es erscheint fraglich. Vermutlich wäre das Denken durch das Erfassen von Arbeitsabläufen, zur Erfassung der Zeit die er hierfür benötigt, so stark gestört worden, dass nichts außer Erfassungslisten mit zahlreichen Variablen, die zu interpretieren meist gar keine Zeit ist, herausgekommen wäre.
Die zweite Erkenntnis: Wieder Staunen lernen. Mit zunehmendem Lebensalter gelingt es den meisten Menschen immer weniger zu staunen. Manchmal ärgere ich mich über all zu viel Abgeklärtheit, Routinen und Sprüche wie „das war schon immer so, das haben wir schon immer so gemacht“. Innovation heißt Erneuerung. Abläufe neu denken. Dinge neu denken. Momentan wird immer wieder die Nespresso-Kapsel als Beispiel für Innovation angeführt. Kaffee in der Dose, teuer, praktisch, umweltunverträglich jedoch absolut innovativ. Ich habe diese Kapseln lange Zeit ignoriert, weil es mir so absurd erschien eine Maschine zu kaufen, die man um die Kapsel machen muss, damit man eine Tasse Kaffee bekommt. Aber das ist tatsächlich innovativ. Und ich staune und überlege welche Maschinen man noch um Getränke bauen könnte…um Limonade, um Wein, eventuell auch um Milchschaum…
Die dritte Erkenntnis: Andere Menschen in Erstaunen versetzen. Um auf neue Ideen zu kommen, muss man gelegentlich auch andere Menschen in Erstaunen versetzen. Versuchen Sie das doch gleich heute mal bei einem Kollegen. Erzählen Sie ihm etwas, dass so gar nichts mit dem zu tun hat, worüber Sie sonst sprechen. Sie werden überrascht sein, wie plötzlich vermeintlich vertraute, manchmal vielleicht sogar langweilig wirkende Kollegen zu Höchstform auflaufen, von Hobbies und heimlichen Leidenschaften erzählen und gleichzeitig damit ihre Kreativität anregen.
Die vierte Erkenntnis: Ein Notizbuch muss sein. Spätestens seit gestern weiß ich das. Flüchtig ist der Geist der Innovation und der nicht stromlinienförmigen Gedanken. Sie müssen täglich notiert werden. Und warum weiß ich das so definitiv seit gestern? Weil ich im Marbacher Literaturmuseum war und Notizbücher in allen Formaten, Formen und Farben gesehen habe. Und es waren wirklich die großen: Martin Walser, Franz Kafka, Gottfried Benn, Erich Kästner…Und sie haben ihre Gedanken notiert und bei den meisten wurde sogar Weltliteratur draus. Also: Schreiben Sie täglich auf, was Sie erstaunt hat oder wie sie andere zum Staunen gebracht haben.
Fünfte Erkenntnis: Wenn auch nur eine Ahnung von Interesse an einer Sache besteht, folgen Sie diesem Gefühl. Erlauben Sie sich, sich mit Dingen zu beschäftigen, von denen Sie glauben keine Ahnung zu haben. Gehen Sie Gedanken und Überlegungen nach und recherchieren Sie, um die eigenen kleinen eingefahrenen Gedankenwelten zu erweitern.
Wenn Sie im Unternehmensalltag versuchen diese fünf Erkenntnisse anzuwenden, kommt etwas in Bewegung und es tauchen neue Möglichkeiten auf. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass innovatives Denken nicht verordnet werden kann. Es kann sich ereignen und es kann gefördert werden. Weniger förderlich ist ein Klima in dem Unsicherheit, Angst, Druck und Zeitnot herrscht. In dieser Atmosphäre blühen keine neuen, innovativen Ideen.
Die von mir beschriebenen Erkenntnisse können Sie, wenn Sie wenn Sie Lust auf Innovation haben, bei Mihaly Csikszentmihaly’s Buch „Kreativität“ nachlesen. Dort finden Sie auch die Geschichte von Hazel Henderson, Wirtschaftswissenschaftlerin und Zukunftsforscherin, die sich mit ihrer ganzen Leidenschaft der Frage widmet, wie Menschen davon abgehalten werden können, ihren eigenen Lebensraum zu zerstören. Von ihr stammen die folgenden Sätze:
„Als ich fünf Jahre alt war – wissen Sie, man macht die Augen auf, sieht sich um und denkt: „Mensch, was für ein unglaublicher Trip! Was zum Teufel ist hier los? Was mache ich hier?“ Diese Frage habe ich mir mein ganzes Leben lang gestellt. Und ich liebe es! So nehme ich jeden Tag ganz neu wahr. Wenn man diese Frage frisch halten und sich erinnern kann, wie es als Kind war, wenn man sich umblickt und, sagen wir, einen Baum ansieht und vergisst, dass man das Wort Baum kennt – so etwas hat man noch nie zuvor gesehen. Und man hat noch nichts benannt. Die Wahrnehmung ist noch nicht zur Routine geworden. Und dann wacht man jeden Morgen auf und fühlt sich, als sei es die Morgendämmerung der Schöpfung.“ Hazel Henderson, s. S. 421 in „Kreativität“ Mihaly Csikszentmihalyi (1997)
Übrigens: Psychologisches Arbeiten ist meist hoch kreativ, oft innovativ. Es wird zu den Dingen gehören, die sich nicht ganz so einfach durch Apps ersetzen lassen. Auch wenn ich die vorsichtigen Versuche – z.B. t2moodtracker– aufmerksam und staunend beobachte.
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Für den Erfolg eines Unternehmens sind Innovationen überlebenswichtig. Schauen wir uns Mark Zuckerberg an, er hatte die richtige Idee mit Facebook und das hat ihm weltweiten Erfolg und Ruhm gebracht.
Ideen hat glaube ich jeder tagtäglich – zumindest im Kopf -, jetzt zählt die Umsetzung … In großen Firmen gibt es jedoch Prozesse, die eingehalten werden müssen und diese behindern oft die Schaffung von Innovationen. Wie sollen da also Innovationen hervorgebracht werden?
Qualität braucht Zeit und in unserem schnelllebigen Alltag bleibt nicht viel Raum, um lange an einer Innovation zu basteln.
Liebe Lara,
Wie es gehen könnte zeigt recht anschaulich die Firma Semco. Ich empfehle Dir den Artikel aus der Brand eins
http://www.brandeins.de/magazin/nachfolge/mach-es-zu-deinem-projekt.html
Liebe Grüße
Margit Nowotny